Der Dolch

Text: Daniela Festi | Musik: Daniela Festi | 2012

Der Dolch war mein Versuch, ein echt trauriges Lied zu schreiben. Und ich hatte mich schon immer gefragt, für wen der Dolch aus dem Ritt durch die Nacht eigentlich bestimmt war!

Tags: ballade, dark, de

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Eine Zeichnung von einem Dolch (der gleich, der auch beim Lied
Illustration: Daniela Festi (mit Elementen aus Canva)

Der Dolch © 2012 by Daniela Festi (Sagensang) is licensed under CC BY-SA 4.0

Der Dolch

Text und Musik: Daniela Festi (Sagensang), 2012

Schon seit Jahren lebte er in der Stadt des Feinds
Seine Haare gebleicht, dass er einheimisch scheint
Fremder Name, fremdes Essen, so war es einst
Doch jetzt träumt er sogar in der Sprache des Feinds

Immer waren es Träume von einer Frau
Ihre Haare so licht und die Augen ganz grau
Sie war Senatorin mit großer Macht
Und er sollt sie beschatten bei Tag und bei Nacht

Sag mir, wo stehst du?
Ist dir Ehre nur ein Wort?
Bist du auf meiner Seite?
Oder bist du längst fort?

Er war ihr auf den Fersen auf Schritt und Tritt
Er sah ihre Erfolge und freute sich mit
Doch des Nachts, als sie glaubte, sie sei allein 
Da sah er sie weinen und fühlte die Pein

Seine Tarnung, seine Ehre, nichts war mehr klar
Ja, es brach ihm das Herz dass sie unglücklich war
So verließ er den Schutz seines Rituals
Und sofort hatte er eine Klinge am Hals

Sag mir, wo stehst du?
Ist dir Ehre nur ein Wort?
Bist du auf meiner Seite?
Oder bist du längst fort?

"Wer bist du? Woher kommst du? Was ist das für ein Spiel?"
So fragte sie ihn, und er redete viel
Als der Morgenstern aufging, da tranken sie Wein
Zwei Seelen wie eine, so musste es sein

Viele Wochen gemeinsam, ein ungleiches Glück
Denn er wusste, das Schicksal zahlt immer zurück
Schließlich kam eines Abends die Botschaft an
Ein silberner Dolch, und er kannte den Plan

Sag mir, wo stehst du?
Ist dir Ehre nur ein Wort?
Bist du auf meiner Seite?
Oder bist du längst fort?

Die Zeit war gekommen den Feind zu zerstör’n
Doch zuvor musste er noch einen Mord begeh’n:
Die Frau musste sterben, das war sein Eid
Und das Heer seiner Heimat, das stand schon bereit

"Ach Liebste, meine Seele, was soll nur gescheh’n?
Ich muss dich nun töten, doch wie soll das geh’n?
Wenn du stirbst, muss ich sterben, das ist gewiss."
Sie lächelte sanft und sie sprach zu ihm dies:

"Sag mir, wo stehst du?
Ist dir Ehre nur ein Wort?
Bist du auf meiner Seite?
Oder bist du längst fort?"

Sie sprach: "Ich kann uns retten, wenn du treu mir bist
Drei Dinge musst du tun, bis es Morgen ist
Danach kann ich sterben durch deine Hand
Und wir werden vereint sein im anderen Land."

"Ach Liebste, meine Seele, sag mir, was soll ich tun?
Dein Wort sei Befehl mir, ich werde nicht ruh’n."
Sie sah sich kurz um und dann flüsterte sie
Als die Dinge er hörte wurden weich ihm die Kni

Sag mir, wo stehst du?
Ist dir Ehre nur ein Wort?
Bist du auf meiner Seite?
Oder bist du längst fort?

Ja, er tat was sie wollte in dieser Nacht
Als der Morgenstern aufging, da war es vollbracht
Mit dem silbernen Dolch stand er vor ihr im Licht
"Meine Seele verzeih mir, doch ich kann es nicht."

Und so stieß er den Dolch in sein eigenes Herz
Er hörte sie lachen durch den feurigen Schmerz
Er starb in der Fremde und er ging durch das Tor
Doch der Tod hatte mit ihm noch was anderes vor

Sag mir, wo stehst du?
Ist dir Ehre nur ein Wort?
Bist du auf meiner Seite?
Oder bist du längst fort?

Schon seit Jahren wandert er durch das Land des Feinds
Seine Haut ist so bleich dass die Sonne durchscheint
Zurück zu der Stadt wo er glücklich war einst
Und er fragt sich ob die Frau wieder unglücklich weint

Auch im Tod will er nichts als ihr nahe sein
Und so schleicht er als Geist in ihre Kammer ein
Was er sieht lässt ihn zittern vor Scham und Hohn:
Denn sie liegt dort im Bett mit dem nächsten Spion

Sag mir, wo stehst du?
Ist dir Ehre nur ein Wort?
Bist du auf meiner Seite?
Oder bist du längst fort?
    

Erstveröffentlichung: 2012-09-09