Das letzte Mahl

Text: Daniela Festi | Musik: Daniela Festi | 2011

Eine Ballade um eine Festung am Meer und einen alten Fluch, der auf ihr lastet - "Aber beim nächsten Fest werde ich zurückkehren", sagte die Bestie. Es gibt einen optionalen zweistimmiger Gesang im Refrain, das Lied kann auch gut in verteilten Rollen gesungen werden.

Tags: sagensang_aktuell, ballade, dark, de

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Die Festung am Meer, der Herzog und seine Tochter, gemalt im Stil des Codex Manesse
Illustration: Daniela Festi, adaptiert aus dem Codex Manesse

Das letzte Mahl © 2011 by Daniela Festi (Sagensang) is licensed under CC BY-SA 4.0

Das letzte Mahl

Text und Musik: Daniela Festi (2011)

1. War eine Festung am Meer
   Ihre Halle war meist still und leer
   Ein Wald voller Fichten und dunkle Geschichten
   Rankten sich um sie so schwer
   Die Tochter des Herzogs war schön
   Doch keiner war da, ums zu seh'n
   Sie sprach: "Wär's nicht das Beste, wir hätten hier Gäste?
   Sonst muss ich irgendwann geh'n."

Braten und Brot und Pasteten zur Wahl
Einhundert hungrige Gäste
"Lasst es euch schmecken!"
Rief der Herzog in den Saal
Was sie nicht wussten:
Es war das letzte Mahl

2. Ihr Vater sah traurig sie an
   "Ich tue für dich, was ich kann
   Doch ein böser Fluch verhindert Besuch
   Schon lange kein Fremder mehr kam."
   "Ich weiß, keiner findet uns hier
   Doch das ändern wir!
   Und bald sind bekannt wir im ganzen Land
   Wir laden zum großen Turnier!"

Braten und Brot und Pasteten zur Wahl
Einhundert hungrige Gäste
"Lasst es euch schmecken!"
Rief der Herzog in den Saal
Was sie nicht wussten:
Es war das letzte Mahl

3. "Tochter, dir ist eins nicht klar:
   Vielleicht ist der Fluch wirklich wahr!
   Wenn wir sie einladen, wär's zu ihrem Schaden
   Und auch wir wär'n in großer Gefahr!"
   "Ach was, keiner glaubt mehr daran
   Ab jetzt fängt die neue Zeit an!
   Auf Hufen und Pfoten schick aus deine Boten!
   Ich helf' dir, wo immer ich kann."

Braten und Brot und Pasteten zur Wahl
Einhundert hungrige Gäste
"Lasst es euch schmecken!"
Rief der Herzog in den Saal
Was sie nicht wussten:
Es war das letzte Mahl

4. Der Herzog, der zögerte lang
   Im Herzen war ihm wirklich bang
   Doch nach Jahr und Tag gab er schließlich nach
   Und so kam die Sache in Gang
   Und siehe, das Wunder geschah
   Der Tag des Turniers, der war da!
   Und zum großen Feste kamen einhundert Gäste
   Wussten nichts von der Gefahr

Es gab
Braten und Brot und Pasteten zur Wahl
Einhundert hungrige Gäste
"Lasst es euch schmecken!"
Rief der Herzog in den Saal
Was sie nicht wussten:
Es war das letzte Mahl

5. Plötzlich erlosch alles Licht
   Selbst Sterne und Mond sah man nicht!
   Es ertönte ein Krachen und ein schreckliches Lachen:
   "Erwartet das letzte Gericht!"
   Der Herzog lief laut: "Wer ist da?"
   Es sprach eine Stimme so nah:
   "Du kennst mich schon lange, bin Teufel und Schlange
   Und heute zum letzten Mahl da.

Ich krieg
Braten und Brot und Pasteten zur Wahl
Und einhundert hungrige Gäste
"Lasst es euch schmecken!"
Rief der Herzog in den Saal
Was sie nicht wussten:
Es war das letzte Mahl!"

6. "Ich weiß nicht, wovon du hier sprichst!
   Verschwinde zurück in das Nichts!"
   "Du hast es vergessen? Beim diesem Festessen
   Bekomm' ich das letzte Gericht."
   Dann hörte man nur noch Geschrei
   Und Knochen zersprangen entzwei
   Ein grässliches Schmatzen, und Schädel, die platzen
   Dann, endlich, war alles vorbei

7. Einhundert Jahre ist's her
   Vom Fest sieht man lang schon nichts mehr
   Die Zeit nagt an Mauern
   Nur ein dunkles Erschauern
   Zieht durch die Festung am Meer

    

Erstveröffentlichung: 2012-04-15